Beton – dauerhaft, innovativ, nachhaltig
Seit über 2 Jahrzehnten sind die SCHWENK-Betonseminare bei Betonherstellern, sowie Planern, Architekten, Betontechnologen und Bauunternehmern ein fester Termin zum Jahresstart. So haben auch dieses Jahr wieder fast 900 Seminarteilnehmer und -teilnehmerinnen die Veranstaltungen in Heidenheim, Schweinfurt und Leipzig besucht. Sie informierten sich über neueste Entwicklungen der Regelwerke und Zement- und Betontechnologie, sowie die praktische Anwendung bei Großprojekten. Die SCHWENK Geschäftspartner verfolgten aufmerksam die Veranstaltung des Bauberatungsteams der SCHWENK Zement KG.
Die Begrüßung und Einführung zum Betonseminar übernahm Dr. rer. nat. Hendrik Möller, Mitglied der Geschäftsleitung der SCHWENK Zement KG. Er gab in seinem Vortrag einen Überblick über den inländischen Zementabsatz, die aktuelle Baukonjunktur und die Veränderungen der Zementindustrie auf dem Weltmarkt, die durch Fusionen und neue Wachstumsmärkte entstanden sind. Abschließend zeigte er die aktuellen Investitionen in den Werksstandorten der SCHWENK Zement KG.
Zu Beginn des Seminars gab M. Sc. David Zühlsdorf von der SCHWENK Bauberatung einen aktuellen Überblick über die Regelwerke. Vor allem der Dauerbrenner „Alkalikieselsäure Reaktion“ beschäftigt uns seit mehreren Jahrzehnten. Den immer schärfer werdenden Anforderungen in den Regelwerken kam hier eine vereinfachte „bayerische Lösung“ für untergeordnete Verkehrsflächen entgegen. Auch die Problematik zum „frühen Zwang“ wurde aus Sicht der Betonhersteller beleuchtet. Hier werden vom Planer Betone ausgeschrieben, die aus betontechnologischer Sicht nicht ohne weiteres lieferbar sind. Ein schwieriges Unterfangen.
Ihm folgte Ing. Kurt Joham, Technischer Geschäftsführer der ARGE Tunnel Albaufstieg. In seinem Vortrag hat er über den Projektstand am Boßler- und Steinbühltunnel, einen Teilabschnitt zur ICE-Strecke Wendlingen – Ulm berichtet. Das Los ist mit 635 Millionen Euro einer der größten Abschnitte beim Gesamtprojekt. Dabei wird die ICE-Strecke vom Aichelberg auf die schwäbische Alb geführt. Durch eine Steigung von bis zu 2,5 ‰ wird ein Höhenunterschied von 330 m überwunden. Die Besonderheiten der Geologie müssen hierbei beachtet werden. So wird der 4847 m lange Steinbühltunnel wegen des verkarsteten Gebirges konventionell mittels Sprengvortrieb aufgefahren. Dabei erfolgt unmittelbar nach Ausbruch die Sicherung mit Spritzbeton. Die Tunnelinnenschale wird dann wesentlich später eingebaut.
Der 8806 m lange Boßlertunnel führt durch festes Gestein und wird mit einer Tunnelvortriebsmaschine (TVM) aufgefahren. Dabei werden die Tübbingsteine durch die TVM versetzt. Die Herstellung der Tübbingsegmente erfolgt vor Ort am Fuße des Aichelbergs in einer eigens aufgestellten Tübbingfabrik. Die Semper Beton, eine 100%-ige Tochter von SCHWENK, stellt den Tübbingbeton mit Schwenk-Zement her und liefert aus 2 mobilen Mischanlagen den Spritz- und Innenschalenbeton für den Steinbühltunnel. Insgesamt müssen 28 km Tunnel hergestellt werden. Damit gehört dieser Abschnitt in Bezug auf Länge und Anforderungen zur absoluten „Champions League“ der Tunnelprojekte. Als weitere Besonderheit wurde ein „Leanmanagement“ eingeführt. Hier sollen Streitpunkte zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer ausdiskutiert werden, bevor es zu langwierigen Schriftwechseln ohne Ergebnis kommt. Erstaunlich bei einem Projekt dieser Größenordnung.
Danach war Dipl.-Ing. Heiko Zimmermann bei der Veranstaltungen in Heidenheim mit einem Fachvortrag zum Thema „CEM II-M-Zemente für nachhaltige Brückenbauwerke – (k)ein Widerspruch“ an der Reihe. Er zeigte in seinem Beitrag die Probleme die häufig bei der Verwendung von Zementen mit mehreren Hauptbestandteilen auftreten. Obwohl diese Vorteile in der Verarbeitung und auch Dauerhaftigkeit haben können, gibt es oftmals Einschränkungen in den Regelwerken.
Bei diesem Beispiel war es die ZTV-ING, die den Einsatz nur mit Zustimmung des Auftraggebers erlaubt. Untersuchungen der TU München in Verbindung mit dem Ingenieurbüro Schiessl, Gehlen, Sodeikat haben bestätigt, dass bei Einsatz des CEM II/A-M (V-LL) 42,5 N eine bis zu 2-mal längere Lebensdauer erreicht werden kann, als bei einem vergleichbaren CEM I –Zement. Das ist ein Indiz dafür, dass Zemente mit mehreren Hauptbestandteilen dauerhaft und nachhaltig sein können. Die Untersuchungen und die guten Praxiserfahrungen sollen dazu beitragen, die „Regelwerksmacher“ zu überzeugen, diese Einschränkungen zu streichen.
Bei dem Seminar in Schweinfurt hat Dipl.-Ing. Wolfgang Hemrich den Hochofenzement CEM III/A 52,5 N-HS vorgestellt. Ein Zement aus dem Lieferwerk Karlstadt mit bauaufsichtlicher Anwendungszulassung für hohen Sulfatangriff. Der Zement stellt einen Sonderfall dar – kann er doch sowohl für Spritzbeton als auch für Innenschalenbetone verwendet werden. Ein Unikum in dem komplexen Bereich des Tunnelbaus. Die helle Farbe und reduzierte Ausblühneigung prädestiniert ihn außerdem für den Einsatz bei Betonwaren und Fertigteilen.
In Leipzig hat Dipl.-Ing Roland Mellwitz ebenfalls einen neuen Hochofenzement vorgestellt – nämlich den CEM III/A 42,5 N-LH/SR/NA aus Bernburg. Dieser wurde speziell für den Einsatzbereich im Rahmen der ZTV-W entwickelt. Aber auch für massige Bauteile, zum Beispiel Fundamente für Windkraftanlagen ist er bestens geeignet.
Zum Abschluss der Vormittagsveranstaltung zeigte der deutschlandweit bekannte Betonexperte Dr. Jürgen Krell in seinem spannenden und kurzweiligen Vortrag „Beton-Lieferverträge – Tragweite erkennen und Folgekosten vermeiden“, welche Fallen oftmals auf die Betonhersteller bei Lieferverträgen lauern. Er zeigte an Beispielen zum Thema Betontemperaturen im Sommer, wie auch Winter wie schnell der Betonhersteller hier in ein Haftungsrisiko geraten kann. Zugesagte Eigenschaften müssen eingehalten und geliefert werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob dies technisch überhaupt machbar ist. In seinem Beitrag bemängelt Krell, dass heutzutage nicht mehr „vorgedacht“ wird. Die Kommunikation mit dem Auftraggeber und der Baustelle ist vor allem vor Beginn der Betonlieferungen wichtig. Er forderte die Betonhersteller dazu auf, bei wichtigen Betonsorten für Sichtbeton und Industrieböden auch mal das „Bluten“ und das „Erstarrungsverhalten“ bei verschiedenen Temperaturen zu ermitteln. Nur wer die Eigenschaften seiner Betone kennt, kann auch richtig beraten.
Bei anschließenden Mittagessen wurde nochmals ausgiebig über die Vortragsthemen des Vormittags diskutiert.
Traditionell bestreitet den Nachmittagsvortrag ein hervorragender Redner mit einem allgemeinen Thema.
In Heidenheim war dies Paul Johannes Baumgartner. Der bekannte Radiomoderator von Antenne Bayern und Kommunikationstrainer überzeugte mit seinem Vortrag „Vom Kunden zum Fan“. Seine Philosophie: „Kunden muss man locken, Fans kommen von alleine.“ Und: „Nur ein begeisterter Kunde ist ein wirklich guter Kunde.“ vermittelte er mitreißend.
In Schweinfurt war Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer mit seinem Beitrag aus seinem aktuellen Buch „Digitale Demenz“ der Topspeaker.
Der bekannte Hirnforscher versteht es meisterhaft komplexe Vorgänge einfach zu erklären. In seinem mit Pointen gespickten Vortrag warnt er uns davor uns zu sehr auf die digitalen Medien zu verlassen und selber nicht mehr nachzudenken und zu lernen. Offene Fragen werden nur noch „gegoogelt“. Besonders bei Kindern führt dies dazu, dass sich dies zeitlebens auf verminderte Leistungsfähigkeit auswirkt. Ein Beitrag der die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wahrhaft zum Denken angeregt hat.
Den Abschluss in Leipzig bildete Leo Martin. Der Kriminalist und ehemalige Ex-Agent eines deutschen Nachrichtendienstes hat die „Geheimwaffen der Kommunikation“ thematisiert und mit einigen „freiwilligen“ Teilnehmern auf der Bühne beeindruckend demonstriert. Durch seine geschulte Menschenkenntnis konnte er in kürzester Zeit erkennen, ob ein Teilnehmer die Wahrheit sagt oder nicht. Sein Tipp für alle. Auf Menschen zugehen und auch in Stresssituationen nicht in die Enge treiben.
So konnte Werner Rothenbacher der Leiter der Bauberatung zum Abschluss folgendes Fazit ziehen:
Mit aktuellen Themen, praxisorientierten Vorträgen und hervorragenden Topspeakern sind die SCHWENK Betonseminare wieder ein gelungener Auftakt in das neue Jahr.