Mit mehr als 70,5 Millionen Passagieren, ca. 2,4 Millionen Tonnen Frachtumschlag und über 500.000 Starts und Landungen im Jahr ist der Frankfurter Flughafen der größte in Deutschland und zählt global zu den Top Ten der größten Flughäfen. Auch zählt dieser Flughafen mit seinen fast 85 Jahren (erste Flugzeuglandung 8. Juli 1936) zu einem der ältesten der Bundesrepublik. Aufgrund der immer größer werdenden Passagier- und Frachtzahlen musste der Frankfurter Flughafen in den vergangenen Jahrzehnten weiter ausgebaut und verbessert werden. Mit der Grundsteinlegung im April 2019 startete das neuste Bauvorhaben der Fraport AG, Terminal 3. Dieses Terminal, welches zu den größten Infrastrukturprojekten Europas zählt, soll nach der Fertigstellung 2024 mehr als 19 Millionen Passagieren die An- und Abreise von drei Flugsteigen ermöglichen. Insgesamt besteht das im Süden des Frankfurter Airports entstehende Bauprojekt aus dem Terminalhauptgebäude, den Flugsteigen H, J und G, sowie einer neuen Straßenanbindung und einer Sky-Line-Bahn.
Die Realisierung des Gesamtprojekts Neubau Terminal 3 läuft trotz der Coronakrise auf Hochtouren. Dementsprechend wächst auch das Pier J, welches den größten Passagierflugsteig der drei Flugsteigneubauten darstellt. Für den Bau dieses Piers und Pier H, sowie den dazugehörigen ca. 70 m hohen Tower ist die Anton Schick GmbH & Co. KG als Teil der SCHICK Group verantwortlich.
Der Flugsteig J ist 600 m lang, besteht aus drei Ebenen und ist für Reisen außerhalb des Schengen-Raumes konzipiert. Deshalb hat dieser eine separate Ebene, sowie einen eigenen Ankommergang. Den Flugzeugen stehen insgesamt 14 Gebäudepositionen für den direkten Zu- und Ausstieg zur Verfügung. Während für die Errichtung von Flugsteig H sieben Teilbauwerke nötig sind, wird Flugsteig J aus acht bestehen. An den unterschiedlichen Abschnitten wird parallel gearbeitet, wodurch ein hohes Maß an Koordination und Organisation gefordert ist. Die einzelnen Bauwerke werden mit Abstand von einem Meter aufeinander zugebaut und nach der Verfüllung mit Beton zu einem Flugsteig verbunden. Insgesamt 15 Turmdrehkräne und 350 Mitarbeiter sorgen für ein schnelles Vorankommen dieser Großbaustelle.
Um zukünftig die auskragende Decke der zweiten Ebene des Pier J zu tragen, werden entlang der Pierstange besondere Stützen aufgerichtet. Diese Y-förmigen, sandsteingelb eingefärbten Sichtbetonstützen, welche neben dem Lastabtrag auch einen Blickfang für Passagiere darstellen sollen, vermeiden durch zwei Lastpunkte an der Spitze und einen am Standpunkt unten, einen „Stützenwald“ vor dem Gebäude. Aufgestellt werden diese Y-Stützen mit einer Neigung von sieben Grad. Die Gabelung ist mehr als fünf Meter breit und je nach Querschnitt 70 bis 90 cm dick. In allen Stützen sind mehr als acht Kubikmeter Beton und mehr als drei Tonnen Stahl verbaut. Produziert werden diese zehn Meter langen und 25 Tonnen schweren Stützen als Fertigteile in den Standorten Bad Kissingen und Hanau der SCHICK Group mit SCHWENK Zement CEM I 52,5 R und CEM II/A-LL 42,5 N aus dem Werk Karlstadt. Die Herstellung als Fertigteil hat gegenüber der Baustellenproduktion einige Vorteile. So können Einflüsse wie z.B. Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen, welche sich negativ auf die Sichtbetonqualität auswirken könnten, vermieden werden. Die Produktion eines so individuellen Sichtbetonbauteils ist nur unter gleichbleibenden Herstellungsbedingungen möglich, denn auch die Gestaltung der Y-Stützen ist aus unterschiedlichen Gründen etwas Besonderes. Neben der Trapezform gibt es scharfe Kanten und wenige orthogonale Winkel. Zusätzlich müssen durch die betontechnologischen Anforderungen und die hohe Druckfestigkeit besondere Eigenschaften erfüllt werden. Der Beton in der Güte C50/60 ist einer der tragfähigsten Betone, die an den Piers verwendet werden. Dieser ist circa doppelt so tragfähig wie der Beton, welcher in Wänden, Decken und anderen Stützen verbaut wird.
Der Zement für diesen und weitere Betone stammt von der SCHWENK Zement GmbH & Co. KG aus Karlstadt, welche seit vielen Jahrzehnten der Baustoffpartner für die Betonproduktion der SCHICK Group ist.
Nach Herstellung der Y-Stützen erfolgt der Transport zur Baustelle. Dieser geschieht ausschließlich nachts, denn die Stützen haben mit über fünf Metern Überbreite und können nur durch spezielle Schwertransporte bewegt werden. Die Transportbegleitung erfolgt durch Begleitfahrzeuge und die Polizei. Nachdem die Stützen auf der Baustelle angekommen sind, werden diese an beiden Seiten entlang des Flugsteig J montiert. Vor Ort werden Mobilkrane genutzt, die die Aufstellung der Sonderfertigteile unterstützen. Ein Kran schlägt die Stütze an und hält sie im Montagezustand stabil, während der zweite Kran weitere Hilfsstützen zur Abstützung und Befestigung aufstellt. Auch die Montage birgt einige Hausforderungen für das Aufbauteam vor Ort. Denn die Stützen müssen maßgerecht eingebaut und die Neigung von sieben Grad exakt eingehalten werden. Da keine vertikalen Flächen vorhanden sind, an der beispielsweise mit einer Wasserwaage die Neigung gemessen werden könnte, nutzen die Monteure modernste Vermessungstechnik. Zur weiteren Unterstützung wurden auch eigene Lehren erstellt, sodass die winkeligen Flächen dennoch mit einer konventionellen Wasserwaage einjustiert werden können. Unter der Stütze selbst sind zusätzlich verschiedene Vermessungspunkte angebracht, die das Montieren der Stütze erleichtern. Unabhängig davon wird die gesamte Montage der Y-Stützen von einem Vermessungsteam permanent begleitet.
Bis alle 86 Y-Stützen beim Flugsteig J stehen, dauert es noch bis Sommer 2021. Dann wird die auskragende Decke der Ebene 2 auf die Stützen gesetzt. So nimmt dann auch der längste Flugsteig von Terminal 3 mehr und mehr Gestalt an.
SCHWENK Zement wird sowohl in Transportbetonen, als auch in Fertigteilen eingesetzt, die von der SCHICK Group an den Frankfurter Flughafen geliefert werden.