Bei der SCHWENK Hauptverwaltung in Ulm war es notwendig geworden die Brücke über die „Große Blau“ zu erneuern. Das alte Bauwerk über den Donauzufluss war bereits über 100 Jahre alt und wurde durch einen Neubau ersetzt.
Die Brücke hat eine Länge von etwas über 10 m, bei einer Breite von 4,50 m. Damit wird der Zugang vom Blumenscheinweg auf das SCHWENK Gelände von der Rückseite her gewährleistet. Während der Bauarbeiten wurde die Blau umgeleitet. Da vor der Brücke auch eine Turbine zur Stromerzeugung vorgeschaltet ist, sollten die Bauarbeiten entsprechend zügig durchgeführt werden. Um Zeit zu sparen, wurde der Überbau durch ein Fertigteil mit entsprechendem Aufbeton ergänzt.
Bild 1: Regelquerschnitt Brücke (Quelle: Ingenieurbüro Wall+Baur, Biberach)
Die Bauarbeiten erfolgten von Mai bis August 2023. Wegen den sommerlichen Bedingungen war das Thema „Betontemperaturen“ besonders zu beachten. Die Bauarbeiten wurden von der Firma Blautal GmbH aus Blaubeuren durchgeführt, Betonlieferant war die SCHWENK Beton Alb-Donau GmbH & Co. KG aus dem Werk Donautal. Für alle Ortbetonbauteile kam der übliche Standardzement CEM II/B-M (V-LL) 42,5 N (az) aus dem SCHWENK Zementwerk Allmendingen zum Einsatz.
Bei der Ausschreibung von Brücken orientieren sich die Planer üblicherweise an den „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten ZTV-ING“. Hier ist bei der Verwendung der Zemente immer noch der Hinweis enthalten, dass für CEM II-M Zemente die Zustimmung des Auftraggebers erforderlich ist. Dies führt häufig zu Diskussionen zwischen dem Betonlieferanten, ausführender Baufirma und Auftraggeber, da durch den Hinweis Zweifel der Auftraggeber an der Eignung des Zementes aufkommen. Häufiges Argument, dass es ja Gründe für die Zustimmung geben muss und die Dauerhaftigkeit des Betons nicht gewährleistet wäre, resultieren oftmals darin, dass diese nachhaltigen Zemente dort nicht eingesetzt werden dürfen. Viele Beispiele zeigen, dass die Bedenken völlig unbegründet sind und es jetzt an der Zeit wäre, diese Regelung aus der ZTV-ING zu streichen.
Die Reduzierung der CO2-Emissionen ist bei der Zement- und Betonherstellung zentrale Aufgabe. Die Produktion von CEM II/-M Zementen ist deshalb Teil der Strategie, um die ambitionierten Klimaziele in Deutschland zu erreichen.
Für die Planer des Ingenieurbüros Wall+Baur aus Biberach war es deshalb klar, dass hier in Abstimmung mit der SCHWENK Bauberatung diese Zemente für alle Ortbetonbauteile verwendet werden dürfen, beziehungsweise auch sollen.
Der Aufbeton auf dem Betonfertigteil hatte die betontechnologischen Anforderungen C35/45, XC4, XD1, XF2, WA zu erfüllen. Kein Problem für den CEM II/B-M (V-LL) 42,5 N (az) aus dem SCHWENK Zementwerk in Allmendingen. Mittlerweile ist dieser Zement ein Massenzement und wird in vielen Transportbetonwerken als Standardsorte verwendet. Neben Portlandzementklinker enthält der Zement Kalksteinmehl und Flugasche und reduziert somit die bei der Klinkerproduktion anfallenden CO2-Emissionen im Zement und Beton deutlich.
Bild 2: Einbau des Aufbetons
Der Einbau erfolgte dann Mitte Juli bei sommerlichen Bedingungen von 30°C Lufttemperatur. Die Betonage des Aufbetons wurde auf die frühen Morgenstunden gelegt. Die Frischbetontemperatur auf der Baustelle lag bei 26°C. Vor Einbau wurde das Fertigteil ordentlich vorgenässt, um einen guten Verbund sicherzustellen. Der Beton in der Konsistenz F3 war gut zu verarbeiten und konnte zügig eingebaut werden. Die Baustelle unterlag den Regelungen der Überwachungsklasse 2. Somit waren Probewürfel im Auftrag des Bauunternehmens für den Druckfestigkeitsnachweis, durch ein geeignetes Prüflabor herzustellen. Diese wurden durch das Ingenieurbüro Rettich aus Langenau hergestellt.
Bild 3: Vorbildliche Nachbehandlung bis 70 % der charakteristischen Festigkeit erreicht sind.
Nach dem Einbau erfolgte die Nachbehandlung mittels Folie und Feuchthalten während der ersten Tage. Laut ZTV-ING ist die Nachbehandlung so lange durchzuführen, bis 70 % der charakteristischen Druckfestigkeit erreicht ist. Dies wurde durch einen zusätzlichen Probewürfel, der nach 5 Tagen abgedrückt wurde, nachgewiesen. Danach wurden die Flächen aufgedeckt, um ein schnelles Abtrocknen der Oberfläche herbeizuführen, denn nach weiteren 2 Wochen war geplant die Bitumenbeschichtung und den Asphaltbeton schnellstmöglich aufzubringen. Danach konnte auch die Umleitung der Blau aufgehoben und die Stromerzeugung über die Turbine wieder aufgenommen werden.
Bild 4: Fertiger Überbau Mitte August
Fazit
Bei der Erneuerung der Brücke über die Große Blau wurde für alle Ortbetonbauteile der CEM II/B-M (V-LL) 42,5 N (az) Zement aus dem SCHWENK Zementwerk Allmendingen verwendet. Dieser klinkerreduzierte Zement ist ein Instrument der Zement- und Betonindustrie, um die Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 zu erreichen. Leider gibt es im Bereich der ZTV-ING immer noch keine generelle Freigabe zum Einsatz dieser Zemente. Dies sollte schnellstmöglich geändert werden. Nur so können die ehrgeizigen und ambitionierten Klimaziele erreicht werden und mit den Zementen können ebenso dauerhafte und leistungsfähige Bauwerke im Brückenbau erstellt werden.