Am 23. Januar 2025 begrüßt Werner Rothenbacher, Leiter der SCHWENK Anwendungstechnik, rund 340 Teilnehmer im Congress Centrum in Heidenheim zum Betonseminar 2025. Unter den Gästen sind zahlreiche Kunden, ausschreibende Stellen, Behördenvertreter und Hochschulen.
Am 28.01.2025 findet das Betonseminar in Schweinfurt und am 30.01.2025 in Leipzig statt. Der Programmablauf und der Vortragsinhalt ist, mit Ausnahme des Nachmittagsvortrags, an allen Standorten identisch. Ziel ist es, die Anwesenden über die aktuellen Entwicklungen der Zementherstellung und der Betonbauweise zu informieren bzw. den technischen Austausch innerhalb der Baustoffbranche zu fördern.
Roman Lentz, seit 1 1/2 Jahren als Chief Sustainability Officer (CSO) für die Nachhaltigkeit bei SCHWENK verantwortlich, stellt sich in dieser Position erstmals den Anwesenden des Betonseminars vor und präsentiert den konkreten Weg des Unternehmens zur Dekarbonisierung sowie die Nachhaltigkeitsstrategie mit den Leitwerten „Für zukünftige Generationen“ und „Zwei Schritte voraus“. SCHWENK setzt seit vielen Jahren auf die Entwicklung CO2-armer Zemente und Verfahren hin zu klimaneutralen Bindemitteln durch innovative Technologien. Das Unternehmen übernimmt dabei die Technologieführerschaft in der deutschen Zementindustrie und investiert zudem in grünen Strom sowie mechanisch aktivierte Tone (MeCa-Clay) als Puzzolan und Zementzumahlstoff. Die stetige Produktentwicklung wird weitergehen, aber erst die CO2-Abscheidung wird die Zementherstellung tatsächlich klimaneutral machen. Die Forschungsanlage CI4C in Mergelstetten, die das Verfahren „Pure Oxyfuel“ weltweit zum ersten Mal in größerem Maßstab testet, soll im zweiten Quartal 2025 den Betrieb aufnehmen. Ziel ist es, bis 2030 ein klimaneutrales Zementwerk in der SCHWENK-Gruppe zu betreiben. Parallel erfolgen Investitionen in die Kreislaufwirtschaft. In Achstetten werden jetzt Gesteinskörnungen in einer Bodenwaschanlage ressourcenschonend gewonnen und aufbereitet. SCHWENK hat sich das Ziel gesetzt, funktionierende und nachhaltige Produkte dem Markt zur Verfügung zu stellen: „SUSTAINABILITY THAT WORKS“.
Seit der Patentierung des Portlandzements durch Joseph Aspdin im Jahr 1824 hat sich viel verändert. Anlässlich dieses Meilensteins stellt Dr. Thomas Neumann, Leiter Forschung und Entwicklung bei SCHWENK und Laborleiter im Zementwerk Karlstadt, die neuesten Fortschritte des Unternehmens im Bereich nachhaltiger und leistungsfähiger Baustoffe vor. Eine der neuesten Entwicklungen ist der Einsatz von 3D-Druck mit Transportbeton unter Verwendung von
klinkereffizienten Zementen zum Druck von Wohngebäuden. Hierbei kommt die modifizierte Betonpumpe „KARLOS“ von Putzmeister zum Einsatz. Ein zentraler Forschungsschwerpunkt ist die weitere Reduzierung des CO2-Fußabdrucks der Bindemittel. Ein Vergleich des Global Warming Potentials (GWP) verschiedener Zemente zeigt deutliche Unterschiede. Zukünftig sollen Labels für CO2-Klassen die Klimafreundlichkeit eingruppieren. Die Einstufung reicht von A bis E, um Verwendern und Bauherren Transparenz und Orientierung, ähnlich der Einstufung von Elektrogeräten, zu bieten. Für spezielle Bindemittel, die praktisch ohne CO2-Emissionen hergestellt werden, kann die Klasse (NZ) „near zero“ vergeben werden. Ein imposantes Beispiel für CO2-Einsparungen in einem konkreten Projekt ist der erstmalige Einsatz von SCHWENK CEM III/A 52,5 N/SR (Werk Karlstadt) als Spritzbeton und in der Innenschale im Tunnelbau von S21, der eine CO2-Reduktion von etwa 160.000 Tonnen ermöglichte. Trotz der Fortschritte gibt es weiterhin Herausforderungen bei der Entwicklung von klimafreundlichen Zementen und Bindemittelalternativen. Die Dauerhaftigkeit, besonders der Frost- und Frost-Tausalz-Widerstand, sind hierbei Herausforderungen. Neuartige Bindemittel sind ggf. nicht mehr für alle Expositionsklassen geeignet. Dennoch steht bereits heute eine breite Palette an CO2-armen Produkten zur Verfügung, die einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit der Zementindustrie leisten.
Bauberater Heiko Zimmerman erläutert in seinem Vortrag die normativen Grundlagen und die Zusammensetzung von Infraleichtbeton (ILC). Er stellt wichtige Kennwerte vor und verweist auf mehrere prominente Projekte, wie z.B. das Carl-Orff-Museum in Dießen am Ammersee. Infraleichtbeton in monolithischer Bauweise ist ein nachhaltiger Baustoff, der Vorteile im Brandschutz und Recycling bietet. Für tragende Bewehrungen ist ein Korrosionsschutz (Edelstahl, verzinkt) erforderlich. Der Transport und Einbau auf der Baustelle erfolgt im Regelfall mit einem Krankübel. Der Fußabdruck von ILC in den Phasen A1-A3 beträgt etwa 105 kg CO2-Äquivalent pro m² Wand, bei 50 cm Wanddicke und ist damit mit anderen Wandaufbauten vergleichbar. Aktuell liegen die Kosten für eine ILC-Wand etwa 15 bis 20 % über denen eines Ziegelwandaufbaus. Zukünftig wird keine Zustimmung im Einzelfall (ZiE) mehr notwendig sein, da derzeit eine Richtlinie vom Deutschen Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb) für Infraleichtbeton erarbeitet wird. Die Einführung der Richtlinie wird Unsicherheiten bei der Bemessung und Anwendung verringern und dem innovativen Baustoff weiter fördern.
Neue Zemente und die Herausforderungen für das Pumpen von Beton ist Thema von David Kupke (BFU Betonförderunion, Schkopau). Er stellt eingangs die Gesellschaft und ihre Standorte vor. Diese verfügt derzeit über 228 Betonpumpen aller Größen und Varianten. In eigens initiierten
Pumpversuchen werden Spitzendrücke zum Teil von bis zu 85 bar gemessen. Aus Arbeitssicherheitsgründen stellen derartige Druckverhältnisse ein Risiko dar und sind daher zu vermeiden. Die Auswirkungen unterschiedlicher Betonzusammensetzungen und Zumahlstoffe der Zemente auf die Pumpfähigkeit wurden bei diesen Versuchen empirisch untersucht. Durch das Sammeln von Messdaten, in Kooperation mit der TU Dresden, konnte eine zuverlässige Früherkennung einer Betonblockierung beim Pumpen („Stopfer“) mittels eigens entwickelter Sensorik mit dem „Huckepack“-System erreicht werden. Die mittlere Reaktionszeit zur Vermeidung eines Stopfers beträgt in der Praxis etwa eine Sekunde, was ein rechtzeitiges, menschliches Eingreifen in den Pumpvorgang praktisch ausschließt. Die nun entwickelte Technik ermöglicht die statistische Vorhersage eines Stopfers, aufgrund gemessener Sensordaten und Erfahrungswerten, mit einer Vorwarnzeit von 10 bis 15 Sekunden. Ziel ist es, die gewonnenen Erkenntnisse in Zusammenarbeit mit der Betonpumpenindustrie in ein praxisgerechtes und robustes System zur Unterstützung des Betonpumpenmaschinisten umzusetzen.
Hannes Krüger vom Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie (BTB) gibt in seinem Vortrag einen umfassenden Überblick über die neue DIN 1045-Reihe. In Schweinfurt übernimmt diesen Vortrag Bauberater Christian Fratscher. Es werden die Struktur der Norm und die Systematik der BBQ-Klassen sowie deren Anwendungsfälle detailliert erläutert. Zudem geht der Referent auf wichtige Aspekte bei den nun erforderlichen Ausschreibungs- und Ausführungsgesprächen ein. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den Einsatzmöglichkeiten und Zugabemengen von Recyclingmaterialien in R-Beton und den Anforderungen an das Mindestleimvolumen zur Sicherstellung der Robustheit von Betonmischungen. Die zeitliche Umsetzung der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB 2024/1) in den einzelnen Bundesländern ist ebenfalls Thema. Krüger betont die Bedeutung der Prozessverantwortlichkeiten in der Kommunikations- und Qualitätskette. Er stellt fest, dass die Transportbetonindustrie im BBQ-Konzept keine federführende Rolle oder Dokumentationspflichten hat, sondern eine unterstützende und beratende Funktion übernimmt.
Die jeweiligen Nachmittagsveranstaltungen sorgten bei den Teilnehmern zum Abschluss nochmals für kurzweilige und gute Unterhaltung.
Die Betonseminare 2025 sind erneut gelungen und bestärken die SCHWENK Bauberatung darin, auch 2026 wieder mit aktuellen Themen und Projekten rund um die nachhaltige Betonbauweise eine interessante Veranstaltung an den drei Standorten zu organisieren. Wir danken an dieser Stelle allen Kolleginnen und Kollegen, die mit ihrer Mitarbeit und Unterstützung zu diesem Erfolg beigetragen haben.