Im ersten Beitrag hatten die Autoren das Projekt zum Neubau der Strombrücke in Magdeburg bereits ausführlich vorgestellt. Nun soll in diesem Bericht der Fortgang der Arbeiten und insbesondere die herausfordernden Großbetonagen beschrieben werden.
Fundament für Pylon
Ein wesentlicher Bereich des Bauwerks war die Sicherstellung der Standsicherheit des 60 m hohen Pylons der Brücke. Wie in der Visualisierung gut sichtbar, werden hier die Hauptlasten der Brücke abgetragen. Daher waren die Schalung, Bewehrung und Betonage dieses Fundamentbereichs besonders aufwändig.
Abbildung 1&2: Schalung und Bewehrung des Pylonfundaments (©Herr Lietzmann/Herr Dauer)
Dieser aufgehende und später sichtbare Fundamentbereich wurde vom Planer als Rumpf eines Schiffes nachempfunden. Hier waren ca. 800 m³ Beton Druckfestigkeitsklasse C50/60, Konsistenzbereich F4, Expositionsklassen XC4, XF2, XD2 einzubauen. Für diese Betonsorte kam SCHWENK CEM III/A 42,5 N aus dem Werk Bernburg zum Einsatz. Besonders wichtig war die Begrenzung der Hydratationswärmeentwicklung des Betons, um keine Temperaturspannungen bzw. Risse zu erhalten. Um die Temperaturdifferenz zwischen Kern und Außenseite des Fundamentes konstant kleiner als 15 Kelvin zu halten, wurden zusätzlich zur schon sehr engen Bewehrung des Bauteils, ca. 3,3 km Wasserleitungen aus Edelstahl eingebaut. Zur ständigen Kontrolle der Bauteiltemperaturen wurden 40 Sensoren verbaut. Allein die Wasserleitungen verdrängten ein Volumen von ca. 2 m³ Beton.
Abbildung 3 bis 5: Zusätzlich eingebaute Wasserleitungen und Sensoren zur Temperatursteuerung und -messung (©Herr Lietzmann/Herr Dauer)
Alle vorausschauend getroffenen Maßnahmen trugen dazu bei, dass die Temperaturdifferenz zu keiner Zeit überschritten wurde und ein sehr gleichmäßiger und gut verdichteter Betonkörper ausgeschalt werden konnte.
Abbildung 6: Fundament nach dem Ausschalen (©Herr Dauer)
Betonage erster Abschnitt aufgehender Pylon
Ein weiterer Meilenstein war die Betonage des ersten Abschnitts des Pylons, welche gleichzeitig den Startpunkt für die Kletterschalung des künftig 60 m hohen Betonbauwerks darstellt.
Abbildung 7: Betonage Pylonstart (©Herr Lietzmann)
Für diese Betonage wurde ein Beton C50/60, F4, Größtkorn 11 mm mit den Expositionsklassen XC4, XF2, XD2 nach ZTV-ING eingebaut. Die wesentlichen Daten dieses Betons sind nachstehender Tabelle zu entnehmen:
Betonkomponente |
Bezeichnung | Menge (kg/m3) |
Gesteinskörnung | 0/2 mm (Sand) | 547 |
Gesteinskörnung | 0/8 mm (Gesteinskörnungsgemisch) | 469 |
Gesteinskörnung | 8/11 mm (Andesit-Splitt) | 686 |
Zement | SCHWENK CEM III/A 42,5 N | 370 |
Zusatzstoff | Steinkohlenflugasche | 85 |
Wasser | Frischwasser | 168 |
Zusatzmittel | Fließmittel (FM) | 2,96 |
Zusatzmittel | Betonverflüssiger (BV) |
1,48 |
Der Beton wurde im Werk Magdeburg der SCHWENK Beton Elbe-Harz hergestellt und ausgeliefert. Trotz des Einsatzes von einer Fraktion Splitt aus Hartgestein, der den erhöhten Anforderungen an die Druckfestigkeit und das Elastizitätsmodul geschuldet war, konnte der Beton mit der erforderlichen Konsistenz F4 problemlos eingebaut und verdichtet werden.
Abbildung 8: Ausbreitmaß des Betons (©Herr Lietzmann)
Diese Betonagen wiederholen sich nun wöchentlich bis zum Start der Kletterschalung für den Pylonschaft.
Betonage erster Abschnitt des Überbaus
Parallel zu den Arbeiten im Bereich des Pylons wurden auch schon die ersten Abschnitte des künftigen Brückenüberbaus ausgeführt.
Abbildung 9: Ansicht Schalung Überbau (©Herr Lietzmann)
Auch hier wurde vom Planer der geschwungene Rumpfbereich eines Schiffes nachgestellt und somit der Kreuzung der Alten Elbe und des Elbestromes architektonisch Rechnung getragen. Für die Betonrezeptur war ein Beton C40/50, F3, Größtkorn 32 mm mit den Expositionsklassen XC4, XF2, XD1 vorgegeben. Hier wurde ebenfalls SCHWENK CEM III/A 42,5 N aus Bernburg in Kombination mit einer Steinkohlenflugasche eingesetzt.
Bei der ersten Betonage Mitte Juni 2021 wurden 1.200 m³ Beton eingebaut. Die Herstellung und Belieferung des Betons (100 m³/h) wurde durch die SCHWENK Beton Elbe-Harz mit ihrem Werk in Magdeburg, der ASB Transportbeton Werk Osterweddingen und der Happy Beton Werk Biederitz realisiert. Trotz der inzwischen sommerlichen Temperaturen wurde die zulässige Betontemperatur stets eingehalten. Eine vorausschauende Planung der Herstellung und Vorhaltung der erforderlichen Zementmenge, sowie der Einsatz einer Berieselungsanlage der Gesteinskörnungen am Transportbetonwerk, erwiesen sich als sehr zielführend.
Abbildung 10&11: Impressionen der Betonage des Überbauabschnittes (©Herr Dauer/Herr Klein)
Medienwirksam und unter interessierter Anteilnahme der Bürger*innen und Politikprominenz wurden im Bereich der Kreuzung der Alten Elbe, mit einem der größten Autokrane, die Stahlträger mit bis zu 50 t Gewicht für den Überbau dieses Brückenteils verlegt.
Abbildung 13: Einbau Stahlträger über Alte Elbe (©Herr Klein)
Die Autoren werden zum Jahresende einen weiteren Bericht zum Stand der Arbeiten an diesem sehr interessanten Ingenieurbauwerk in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt verfassen.